Fränkische Zustände.
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verfiel die Macht der Chalifen später, und das Reich zersplitterte sich in Einzelstaaten. Desto bedeutsamer wurde die arabische Kultur. Wohl-Arabische stand und Bildung entfaltete sich im Morgenlande zu derselben Zeit, da imtur" die Kultur im Abendlande tief darniederlag. Ein Welthandel entwickelte sich, der den Orient mit dem Occident verband. Das Gewerbe erblühte, besonders die Weberei von Seidengewändern, Teppichen und baumwollenem Musselin, der nach der Stadt Mossul am Tigris seinen Namen hat, die Herstellung von Waffen (Damascenerklingen), von Schmucksachen aus Metall und Edelsteinen, von prachtvollen Töpferarbeiten.
Die Baukunst brachte so herrliche Schöpfungen hervor wie die Alhambra zu Granada. Und neben der Dichtkunst entfaltete sich die Wissenschaft, so die Philosophie und besonders die Heilkunde.
3. Die karolingische Zeit.
Fränkische Zustände.
§ 19* Ergebnisse der Völkerwanderung. Weite Lande waren von den Laudgewirm Germanen erobert worden; jedoch blieb nur ein Teil davon wirklich ger- Sä manischer Besitz. Nordafrika war seit der Vernichtung der Wandalen ®ermonen' verloren gegangen, Spanien sollte bald darauf in die Hand der Araber fallen, welche, von Nordafrika kommend, die Westgoten vernichteten. England war ein Gewinn für das Germanentum, das sich hier erhielt; dagegen überwog in dem größten Teile Italiens und weiten Strecken Frankreichs die romanische Bevölkerung. So waren also die mit so viel Blut erkauften Provinzen des römischen Reiches nur zum Teil behauptet worden. Andrerseits aber war auch viel altgermanisches Land im Laufe der Völkerwanderung geräumt und eine Beute.fremder Völker geworden; denn in die Gebiete östlich der Elbe und Saale waren die slavischen Wenden, in Böhmen die ebenfalls slavischen Tschechen eingezogen.
Eine Erinnerung aber an die gewaltigen Schicksale und Taten der H-id-nsage. Völkerwanderung erhielt sich in der Heldensage; in ihr spiegelt sich das germanische Mannes- und Frauenideal wieder. Sie verbindet die uralte Vorstellung von dem herrlichen, jngendnmstrahlten Lichthelden Siegfried, der den Hort der Nibelungen, der Nebelmänner, erbeutet, der zu der von bösen Geistern gefangen gehaltenen Sonnenjungfrau Brunhild durchdringt und doch schließlich den Nibelungen zum Opfer fällt, mit der Erzählung von dem furchtbaren Untergang des Volkes der Burgunder durch König
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Die Anfänge der Völkerwanderung.
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Genaueres als' über den Götterglauben unsrer Vorfahren wissen wir über die Mythologie der nordischen Germanen, wie sie in der Edda zusammengefaßt ist. Dort nannte man den obersten Gott Odhin; er feiert in seiner Burg Walhalla fröhliche Gelage mit den erschlagenen Helden, welche die Walküren, die Schlachtjungfrauen, zu ihm emporgetragen haben. Seine Gemahlin heißt Frigg; neben ihr kannte man die liebreizende Göttin Freya. Man erzählte ferner von dem jugendlichen Balder, dem Frühlingsgott; wie die lange Winternacht jährlich gleichsam den Sommer besiegt, so wird Balder von seinem blinden Bruder Hödur erlegt, den Loki, der Gott des Bösen und der Lüge, dazu angestiftet hat. Lokis Tochter hieß Hel, die finstere Todesgöttin, in deren trübseliges Reich alle die hinabsteigen, welche nicht den Tod des Kriegers auf dem Schlachtfelde sterben. In einem letzten Kampfe, so glaubte man, würden die Götter den Riesen unterliegen und die Welt untergehen; aber aus dem furchtbaren Brande werde eine bessere Welt erstehen.
Neben diesen Göttern kannten und verehrten- die Germanen noch die unendliche Menge der Elben (nord. Elfen), die in Haus und Feld, Wald und Heide hausen, der Nixen, die in den Fluten wohnen, der Zwerge, welche die Metallschätze des Erdbodens behüter>^
2. Die Zeit der Völkerwanderung.
Tie Anfänge der Völkerwanderung.
§ 8» In den römischen Grenzlanden waren römische Städte ent- Me standen, z. B. Köln, Mainz, Trier, das zeitweise die Residenz römischer Kaiser war und noch heute mächtige Ruinen römischer Bauten besitzt, sodann in den lanbe' Donauländern Augsburg, Regensburg, Salzburg, Wien. Es hatte sich an Rhein und Donau römisches Leben und römische Kultur angesiedelt; n. a. waren auch die ersten Weinreben am Rhein gepflanzt worden. Mit den Germanen trat man in Handelsverkehr. Man kaufte von ihnen Pelze, Gänsefedern, Haare, mit denen sich römische Frauen schmückten, und Bernstein, der seit alters von der Nord- und Ostseeküste nach Südeuropa gebracht wurde: dafür erhandelten die Germanen Schmucksachen, Waffen und Wein.
Allmählich kam es immer häufiger vor, daß Germanen einzeln oder in Friedliche Haufen über die Grenze wanderten. Je mehr die Bevölkerung wuchs, destotnun^ mehr fehlte es ihnen an Ackerland; die Landnot der Germanen ist eine
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Etzel. Sie preist Dietrich von Bern als eine echt deutsche Gestalt, stark und tapfer, versöhnlich und edel, treu und zuverlässig. Sie erzählt von Walter von Aquitanien, der mit seiner Braut Hildegunde aus dem Hunnenlande in die Heimat flieht, und von seinen Kämpfen am Wasgenstein. Sie berichtet von Gudruns Gefangenschaft in der Normannenburg am Meeresgestade und von ihrer Befreiung. Erhalten ist uns aus jener Zeit nur ein Bruchstück des Hildebrandsliedes, dessen Gegenstand ein Kamps zwischen Hildebrand und seinem unerkannten Sohne Hadubrand ist.
Die politischen Zustände und die Kulturverhältnisse von Westeuropa waren durch die Völkerwanderung vollständig umgewandelt worden. Noch erinnerten freilich tausend Spuren an die vorangegangenen Jahrhunderte.
Römische Römische Sitten und Unsitten, römisches Hausgerät, mancherlei römische
01kunstfertigkeit, auch römischer Luxus hatten vielfach Eingang gefunden. Die
Sprache, in der die staatlichen Urkunden ausgefertigt, in der die Gesetze
ausgeschrieben wurden, in der man Briefe schrieb und geschichtliche Werke
versagte, deren sich die Kirche bediente, war die römische. Auch das
Christentum, das wertvollste Gut, welches die Germanen in jenen Zeiten überkommen hatten, verdankte man den Römern. Aber das Christentum erschien bei den roheren Germanen in andrer Gestalt als bei den städtisch verfeinerten Römern; erst nach einer Zeit furchtbarer Verwilderung, in der selbst die Diener der Kirche oft ihre geistlichen Pflichten vergaßen, konnte es die Herzen der Germanen erfassen und ihnen- die Lehren der Demut und Selbstverleugnung näher bringen. Die Kultur war zurückgegangen; die Römerstädte verfielen, die einst vom Verkehr der Kaufleute belebten Straßen verödeten. Höhere Bildung fand man selten; selbst viele Bischöfe konnten nicht lesen. Die Kunst fand wenig Pflege; was man an kostbaren Waffen, Gewändern, Geräten brauchte, mußte man sich meist aus dem Auslande, aus dem oströmischen Reiche kommen lassen.
Fräuiische § 20. Wirtschaft, Stände und Staat der Franken. Das Franken-8uftönbe- land hatte das Aussehen eines großen Bauernlandes. Der Ackerbau war neben der Viehzucht die wichtigste, fast die einzige Quelle des Erwerbs. Die Ackerflur war nun aufgeteilt, das Privateigentum an Grund und Boden eingeführt worden. Auch war man eifrig bemüht, den Urwald zu roden und auf Waldesboden neue Äcker anzulegen. Auf eigenem Hof saß, wenig-Diebauern, stens in weiten Gegenden Austrasiens, der fränkische Bauer. Er war ein wehrhafter Mann, der dem Könige und seinen Beamten zur Heeresfolge verpflichtet war und den die Feldzüge des Königs oft in weite Ferne führten; es war ferner ein freier Mann, der sich auch jetzt noch, wie vordem, zu
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volle Stellung behauptete, wurde bald darauf abgesetzt und in ein Kloster geschickt. Seitdem beherrschte Karl alle Germanenvölker, mit Ausnahme der inselbewohnenden Angelsachsen.
Arabischer § 25. Kriege gegen btc Grenzvölker. Im Jahre 778 hatte Karl die 5tibiufl' Kämpfe gegen die Sachsen durch einen Feldzug gegen die Araber oder Mauren in Spanien unterbrochen. Damals drang er bis an den Ebro vor, ohne doch wesentliche Erfolge zu erringen. Auf dem Rückzüge durch die Pyrenäen erlitt er sogar einen schweren Verlust; denn die von Roland befehligte Nachhut seines Heeres wurde von den Basken im Tale Ronce-Roland. valles vernichtet. Die Gestalt Rolands aber hat die Heldensage mit besonderem Glanze umgeben. Sie macht ihn zum Sohn der Bertha, einer lange verstoßenen Schwester Karls. Sie erzählt, wie er schon als Knabe den Riesen im Ardennenwalde erschlug, und wie er der tapferste unter des Kaisers Paladinen, ein Vorbild in allen ritterlichen Tugenden gewesen sei. Sie berichtet insbesondere von dem Tode des Helden: wie er nach hartem Kampfe, schwer verwundet und zum Tode matt, allein in oder Wildnis übrig blieb; wie er sein herrliches Schwert, damit es nicht in Feindes Hand fiele, auf einem Marmorblock zerschlagen wollte, aber eher der Block als das Schwert zersprang; wie er, nach Hilfe rufend. in das elfenbeinerne Horn stieß, daß es zerbarst; wie er dann im frommen Glauben verschied und seine Seele von den Engeln himmelwärts getragen wnrde.
Erst längere Zeit nach Karls spanischem Feldzuge wurde südlich von den Pyrenäen die spanische Mark gegründet, die einem Markgrafen unterstand. Ferner wurden an der Ostgrenze des Reiches wichtige Kriege Awaren-geführt. Die Awaren, welche in dem heutigen Ungarn wohnten und Me0e- von dort räuberische Einfälle in das Frankenreich machten, wurden mehrmals bekriegt. Karls Sohn Pippin drang tief in ihr Land hinein, erstürmte den Ringwall, hinter dem sie ihre Schätze geborgen hatten, und gewann große Beute. Dort wurde die Ostmark gegründet, und deutsche Ansiedler wanderten in das durch Grenzburgen geschützte Land, das heutige Wend-n-Österreich. ein. Auch gegen die Wenden, die jenseit der Elbe und Dänen-Saale saßen, und gegen die Dänen mußte gekämpft werden; damals Irtt0e' entstanden die Grenzburgen Halle und Magdeburg.
Karls § 26. Karls Kaiserkrönung. 800. Karl herrschte nunmehr von der m*w*’ Schlei bis zum Tiber, von den Pyrenäen bis an die Raab. Weithin reichte sein Ansehen und der Ruhm seiner Macht; selbst mit dem Chalifen Harun al-Raschid zu Bagdad wechselte er Gesandtschaften und wertvolle Geschenke.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Roland Bertha Karls Karls Karls Pippin Karls Karls Karl Karl Harun
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Spanien Karls Karls Ungarn Karls Ostmark Magdeburg Karls Karls Bagdad
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Deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919.
Vormundschaft des Vaters, des Bruders oder des Gatten; die Ehe wurde noch in der Form des Brautkaufs geschloffen; der Frau bürdete man die wirtschaftliche Arbeit auf. Aber als Hausherrin und Mutter ward sie dennoch hochgeachtet; Frauen übertrug man gern ein priesterliches Amt; etwas Heiliges und Ahnungsvolles schrieben die Germanen, wie der römische Geschichtschreiber Tacitus berichtet, dem Weibe zu.
glaube' § Der Götterglaube der Germanen. Ihren Göttern errichteten die Germanen keine Tempel, sondern beteten sie in uralten, heiligen Hainen an; auch machten sie von ihnen keine Bilder. Sie opferten ihnen Feldfrüchte und Tiere, besonders Rosse, aber auch Kriegsgefangene. Sie verehrten einen Gott des Himmels und des Sturmwinds, Wodan (Wuotcrn). Er ist der Allvater und Götterkönig. Einäugig, mit breitem Hut und weitem, blauem Mantel fährt er auf weißem Wolkenroß durch die Lüfte; Hunde umbellen ihn, Raben flattern um ihn her. Er ist ferner der Totengott, der im Innern der Berge über die Toten herrscht. Er hat aber auch die Schriftzeichen der Runen erfunden, denen man Zauberwirkung zuschrieb. Ihm war der Mittwoch heilig (Wodanstag, engl. Wednesday). Reste des Wodansglaubens finden sich in der Sage vom wilden Jäger, der zur Nachtzeit mit dem wilden Heer durch die Lüfte fährt.
Wodans Gattin ist Freija, die Beschützerin der Ehe und der Familie, welche die Schlüssel des Hauses an der Seite trägt; der Freitag ist ihr geweiht. Auch sie lebt in der Sage fort als Frau Holle, d. i. die Holde, welche bei Schneefall die Betten schüttelt und das fleißige Mädchen mit Gold, das faule mit Pech überschütten läßt, oder als Frau Berchta oder Bertha, die zur Zeit der geheimnisvollen Zwölfnächte (um Neujahr) in langwallendem Schleier durch die Lande zieht. Von der Erdgöttin Nerth u s erzählt uns der römische Geschichtschreiber Tacitus: sie wohnt auf einer Meeresinsel in einem heiligen Hain; zu bestimmten Zeiten fährt sie, Frieden und Freude verbreitend, auf einem Wagen, den heilige Kühe ziehen, durch die Lande. Der einarmige Ziu, nach dem der Dienstag den Namen hat, war der Gott des Krieges. Der Gewittergott ist Donar, der mit dem Hammer bewaffnet ist und auf dem rollenden, von Böcken gezogenen Donnerwagen dahinstürmt. Er galt den Germanen zunächst für den Vorkämpfer der lichten Götter, der Äsen, gegen die Riesen, wilde Naturgewalten, die mit immer erneutem Angriff die göttliche Ordnung und Sitte bedrohen; je mehr sie aber in den kommenden Jahrhunderten aus Kriegern zu einem Bauernvolke wurden, desto mehr wurde Donar, der den Regen sendet, zum Beschirmer der Fluren und des Ackerbaus.
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feinen Branntwein mehr beschaffen tonnte, in den Rauchfang gehängt, in welchem unten das Feuer brannte. Zwar wurde ab und zu ein bei Mordtat ertappter Kroat am Gack gehenft oder neben dem Pranger fnieend mit dem Schwert enthauptet, aber damit trat feine Besserung ein. Ueber ein Jahr war niemand auf den Landstraßen feines Lebens sicher, und Wagenlasten sonn-len nur noch mit militärischer Bedeckung befördert werden.
Lolches geschah in den ersten 10 Jahren des Krieges, und es ist dabei geblieben, bis der Frieden nach weiteren 20 langen Jabren wieder ins Land zog. inach Prof. Alfred Kirchhoff.)
48. Gustav Adolfs Einzug in Erfurt.
22. September 1631.
Es war ein Donnerstag, an dem der Einzug Gustav Adolfs in Erfurt zu erwarten stand. Erst am Tage vorher, am 21. September, war Herzog Wilhelm von Weimar, der dem König feine Dienste angeboten hatte, vor dem Krämpfertor erschienen und ohne ernsthaften Widerstand der Torwache an der Spitze eines schwedischen Regimentes in die Stadt eingezogen. Er hatte dann den Ehrbaren Rat zu sich auf den Marftplatz vor den Graden entboten und ihm die Schlüssel der Stadt abverlangt. Sie wurden ihm auch ohne Weigerung von allen sechs Haupttoren der Stadt überreicht, so daß Erfurt beim Einzuge des Königs bereits in schwedischen Händen war.
Einzug: Die Herzen der Erfurter schlugen dem Sieger von
Breitenfeld warm entgegen. Wer nur irgend sonnte, eilte herbei, uni ihn zu sehen und ihm zuzujubeln. Schon in aller Frühe hatten die Türmer das Herannahen der Heersäulen am nördlichen Horizont bemerft und den Bürgern verfündet. Seit Mittag harrten diese, Kops an Kops gedrängt, ans die Einziehenden. Der Platz vor der „hohen Lilie", dem zum Hauptquartier des Königs bestimmten Wohnhaus des Ratsherrn Hiob Ludolf, war bereits überfüllt, ebenfo der Rubemnarft (von der Marftstraße bis zur Andreaskirche) und die Straßen nach dem Andreastor. Aber noch immer drängten neue Scharen aus dem Innern der Stadt herzu. Da ertönte um die vierte Nachmittagsstunde als erster Willfom-mengruß das Geläut der Maria Gloriosa, und sofort mischten sich die andern Glocken dazwischen. Erwartungsvoll lauschte die Menge. Endlich erklangen die ersten Trompetensansaren, und von fern sah man Waffen im Sonnenlicht des heiteren Septembertages erglänzen. Näher und näher kam das Brausen eines vieltausendstimmigen Jubels.
Begrünung: Jetzt erschien auch der König. Hoch zu Roß
ritt er vor seinen finnischen Panzerreitern einher, einfach und doch herzgewinnend. Seine frostige Gestalt überragte um Haupteslänge
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Extrahierte Personennamen: Alfred_Kirchhoff Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Herzog_Wilhelm_von_Weimar Wilhelm Hiob_Ludolf Maria
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oder Gesetze der Sitte und toller Uebermnt der Mächtigen" kennzeichnen die Rokokozeit, die Zeit Ludwigs Xv. von Frankreich, in dem fast alle damals lebenden Fürsten ihr Vorbild sahen.' Gleich ihm suchten sie, sich das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Wie in einem steten Rausche mußten ihnen die Tage, von denen jeder „neue Lustbarkeit, neue Zerstreuungen, neue Torheiten" zu bringen hatte, vergehen. Alles diente ihnen nur zum Zwecke des Vergnügens.
Schloß Molsdorf und sein Besitzer: Ein rechtes Muster
jener leichtsinnigen Zeit war Graf Götter1) anf Schloß Molsdorf in Thüringen. Sein Andenken lebt heute noch im Volke. Noch immer ist das Schloß mit seinem Parke ein beliebtes Ziel der wanderlustigen Erfurter, zumal im Frühling. Dann durchschreitet mancher die Gänge des Parkes, schaut die Ueberreste ehemaliger Bildsäulen und bedauert, daß durch den Zahn der Zeit die Statuen geborsten und durch den Mangel an Pflege die Anlagen verwildert sind. Er ahnt aber nicht, daß er hier nur die Reste verschwundener Pracht schaut, jener Pracht, die einst Graf Götter mit feinem Kunstsinn sür seinen Landsitz in üppiger Fülle schus.
Aeutzere Bauart: Um sich aus einem Leben nach strenger Hos-sitte in die Bequemlichkeit ländlicher Umgebung flüchten zu können, kaufte Graf Götter (1733) vom Prinzen Wilhelm von Sachsen-
^ Gustav Adolf Götter wurde am 26. März 1692 als Sohn des hzgl. Kammerrates Johann Michael Götter in Altenburg geboren. Er studierte mit gutem Erfolge in Jena und Halle die Rechte und etaatswiffenstiboften. Zu seiner weiteren Ausbildung unternahm er mit seinem Studienfreunde, dem Baron v. Münchhausen, Reisen ins Ausland. Später unterstützte er seinen Vater in Geschäften des gothaischen Hofes am Kaiserhofe in Wien und wurde hier durch seine Fähigkeiten im gesandtschaftlichen Verkehr, die Schönheit seiner Erscheinung und die Feinheit seines Auftretens bald die einflußreichste Persönlichkeit. Mit packender Beredsamkeit verstand der „donnernde Jupiter", seine Angelegenheiten zu vertreten und zu einem günstigen Abschluß zu führen. Der Kaiser und die Fürsten würdigten ihn ihres Vertrauens, belohnten seine Dienste aufs reichste und schmückten seinen bürgerlichen Namen mit Titeln und seine Brust mit Orden. 1724 erhob ihn der Kaiser in den erblichen Freiherrnstand, und König Friedrich Wilhelm I ernannte ihn zum preußischen Staatsrat und schlug ihn zum Ritter des schwarzen Adlerordens. Später wurde er sogar preußischer Minister am kaiserlichen Hofe, und König Friedrich Ii. ernannte den durch kaiserliche Huld inzwischen zum Reichsgrafen erhobenen Götter zum Oberhofmarschall und Geheimen Staats- und Kriegsrat in Berlin. Als solcher fiel ihm Die wichtige Aufgabe zu, Preußens Anspruch auf Schlesien in Wien endgültig zu regeln. Doch vermochten feine geschickten Verhandlungen, die er absichtlich in die Länge zog, ferne ausgezeichnete Beredsamkeit und selbst die Hilfe alter Freunde nicht, die Kaiserin umzustimmen. Er mußte binnen 48 Stunden Wien verlassen, und der Schlesische Krieg begann. König Friedrich, der die Erfolglosigkeit der Verhandlungen vorausgesehen hatte, hat Gotters Bemühungen trotzdem wohl gewürdigt; dankte er doch der hinzögernden Tätigkeit desselben Die Möglichkeit zur Festigung Der Kriegsstellung in Schlesien. Den Friedensschluß Des Siebenjährigen Krieges, Durch Den Schlesien Preußen als neue Provinz einverleibt wurde, sollte Graf Götter nicht mehr erleben. Am 28. Mai 1762 rief ihn Der Tod aus Dem Leben, Das ihm in reichem Maße Glück und Freude, aber auch manche Enttäuschungen und Seiden gebracht hatte.
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Extrahierte Ortsnamen: Molsdorf Molsdorf Thüringen Altenburg Jena Wien Berlin Wien Wien Schlesien
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begann das Bedrückungs- und Aussaugungssystem von neuem. Die Stadt, die in den frohen Tagen des Kongresses erleichtert ausgeatmet hatte, seufzte abermals schwer unter dem Joche der Fremdherrschaft. (Nach Guido Sautter u. a.)
d) Brief von Karoline Sartorius über ihre Eindrücke während des Fürltenkongrettes im 3ahre 1808.
Mit einer Empfehlung von Goethe an den Präsidenten v. d. Recke und seine liebenswürdige Frau versehen, fuhren wir am Samstag früh (9. Oktober) nach Erfurt zurück. Wenn man nie eine große Stadt gesehen bat, so kann man sich von dem Leben, das dort herrscht, keinen Begriff machen. Selbst in Paris, glaube ich, kann es nur mit den Stadtteilen verglichen werden, die dem Hofe nahe liegen, und auf jeden Fall muß sich der Glanz dort mehr verteilen als hier, wo sich soviel Pracht und Herrlichkeit in den wenigen Straßen einer mittleren Landstadt zusammendrängt. Halte es nicht für Uebertreibung, der Anblick der glänzenden Equipagen und Pferde, der Ordensbänder und Sterne, die Pracht der verschiedenartigsten Uniformen und Livreen ist wahrhaft augenblendend, dies gestehen selbst diejenigen, die mehr gesehen haben als ich. Vor den Häusern der gekrönten Häupter stand nach dem Maße ihrer Berühmtheit oder Größe ein größerer oder geringerer Haufe Volks. Vor dem Gouvernementsge-bände am Hirschgarten, wo Napoleon wohnt, strömte die Masse wie Meereswogen ewig ab und zu. Vor Alexanders Tür am Anger (Nr. 6) drängt man sich weniger. Der König von Westfalen (hohe Lilie) und der Großfürst Konstantin (Anger 41) haben auch ihr Publikum. Von dem Primas (höchster Bifchof des Reiches, Freiherr v. Dalberg) aber (am Falloch, Gegend des Landgerichts, 1813 eingeäschert), und von den Königen von Bayern (Marktstraße 21), Württemberg (Anger 23) und Sachsen (Haus zum breiten Herd) nehmen nur wenige Notiz. Zuweilen zeigen sich die großen Häupter vor der gaffenden Menge am Fenster. Der König von Württemberg schien sogar daselbst absichtlich zu sitzen. Napoleon hingegen sah man nie daran. Am Sonntagnachmittag ritten Alexander und Konstantin zu Napoleon, um diesen abzuholen, statt dessen aber blieben sie bei ihm sitzen, und so haben wir das Vergnügen verfehlt, Napoleon mit feinem Ruftan (ägyptischer Leibwächter) zu Pserde zu sehen. Die beiden Kaiser hatten vor ihren Häusern zwei Piketts (Wache) von den Kürassieren und zwei Grenadiere von der Garde. Die Könige mußten sich ohne Piketts behelfen. Die Prinzen und Marschäüe bekamen zwei Grenadiere von den Linientruppen und so fort alle Gattungen hindurch bis zum gemeinen Füsilier, alles nach der strengsten Hossitte.
(Abends im Theater.) Zuerst der Mama ihr Landesherr (der König von Sachsen). Sieht gar schlecht aus. Trügt eine steife,
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Extrahierte Personennamen: Guido Sautter Karoline_Sartorius Goethe Napoleon Alexanders Konstantin Dalberg Württemberg Napoleon Alexander Alexander Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Erfurt Paris Hirschgarten Westfalen Bayern Württemberg Sachsen Sachsen
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von ihren Quartiergebern nur „Service", d. H. Licht, Feuerung, Salz und Lagerstatt, zu fordern, doch sie schmausten und tranken an deren Tischen, als wären sie die Herren des Hauses, meldst in den Schenken konnten sich die Ersnrter Bürger bald mcht mehr sehen lassen, wenn sie nicht die hohe Ehre genießen wollten, die große Zeche der stets durstigen Soldatenkehlen zu zahlen. Die Taschen der Söldner waren immer leer; das reiche Verpslegungs-aeld, welches die Stadt als Löhnung zahlte und das auch unter die Soldaten verteilt wurde, rann unter ihren Fingern wie Sand dahin Es war eine Summe von monatlich 14 Ooo Talern, welche die Stadt für diesen Zweck ausbringen mußte. Sie konnte freilich nur in den ersten Monaten erschwungen werden; später vermochte man nur noch 6000 Taler zu zahlen. Um solche <summn auszubringen, mußte die L^tadt besondere Abgaben einführen, z. ^ . die Mahl- und Schlachtsteuer.
geben und Treiben der Schweden: Die schwedische Be-
satzung sreilich fühlte sich wohl in Ersnrts Mauern. Nach der Sitte der damaligen Zeit lebten manche der Soldaten, Offiziere wie Gemeine, in der Ehe. Da wurden denn Kindlausen gefeiert und achtzehn Gevattern geladen. Fünfzig Gäste saßen an der Fest tasel, die der Erfurter Bürger, mochte er ein „Reicher" oder ein einfacher Handwerksmeister sein, mit mindestens 10 Gerichten beladen mußte. Andere wieder machten sich das Vergnügen, in den Stadtgräben zu sischeu und seifte Karpfen auf dem Fifchmarkt gegen gutes Geld zu verkaufen. Und wen von den Soldaten der Befehl traf, mit an eins der drei geöffneten Tore aus Wache zu ziehen, der benutzte die Gelegenheit, den Fremden, die auf den Markt wollten, erst die angefahrene oder angefchleppte Warenlast etwas zu erleichtern, ehe der Paßzettel vom Musterschreiber ausgestellt wurde.
Die glänzende Hofhaltung des schwedischen Ltatthalters:
Am schwersten belastete der schwedische Statthalter und „General-Lieutenant" des Königs, Wilhelm von Weimar, den Stadtsäckel. Er regierte wie ein großer Fürst in Erfurt. Nachmittags 3 Uhr schlugen vor seinem Palais (Anger 10) die Trommler „auf die Wache". Der Herzog nahm die Parade ab, freute sich der echt königlichen Ehrung durch die 50 Mann starke Hauptwache und ließ noch zu höherem Glanze täglich um 4 Uhr 40 Reiter seiner Leibkompanie ans Nachtwache ziehen. Um die Weihnachtszeit wurden in seiner Hosküche innerhalb von 14 Tagen 1195 Pfund Rindfleisch, das Psund zu 15 Pf., und 3919 Pfund Schöpsenfleisch, das Psund zu 13 Pf., verbraucht. Und als dann der Fleischer die bestellten 102 Psund Speckseiten lieferte, bekam er einen papiernen Gutschein statt der Zahlung, dieweil ansetzt kein Geld vorhanden wäre. Daran mangelte es dem Herzog immer, obwohl er sich von den katholischen Geistlichen sür gewährten „königlichen Schutz" eine Summe von 5500 Talern hatte zahlen lassen. Da Bargeld in dieser Höbe nicht beschafft
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Der Troß, den die Franzmänner mit sich führten, war ungeheuer. Fast jeder gemeine Soldat hatte einen Betteljungen mitgebracht, welcher ihm die Tabakspfeife anzünden oder andere kleine Dienste leisten mußte.
In der Nacht vom 12. zum 13. September verließen die Reichstruppeu und Franzosen die Stadt und ihre Umgebung, da sie von dem Heranrücken der Preußen Meldung erhallen hatten.
(Nach Eonst. Beyer.)
59. Friedrichs Ii. Einzug in Erfurt und lein Aufenthalt im Erfurter Gebiet.
1757.
Anmarsch der Preußen: Am 13. September gegen 10 Uhr vormittags erblickte man aus den Feldern im Osten der Stadt einige preußische Husaren. Nicht lange danach verbreitete sich das Gerücht, die preußische Vorhut sei von Sachsen her im Anzuge. Die Nachricht fand auch bald ihre Bestätigung; denn auf der Feste wurden 3 Kanonenschüsse gelöst und alle Tore Wohl verschlossen.
Ueber die Weinberge vor dem Krämpfertore kamen die Preußen heranmarschiert. Ein Trompeter näherte sich allein der Stadt und begehrte Einlaß. Nach langer Beratung öffnete sich sür ihn das Tor, und er wurde in die Statthalterei und von da aus den Petersberg geführt. Nachdem aber erst zwei Ersnrter Gesandte mit den preußischen Befehlshabern verhandelt hatten, wurde den Truppen der Einzug gestattet. Unterdessen hatte sich die mainzische Besatzung auf den Petersberg zurückgezogen.
Einmarsch in Erfurt: Gegen 4 Uhr nachmittags erfolgte
endlich der Einmarsch. Niemand aber in Erfurt ahnte, daß der König selbst beim Heere war.
Eine Abteilung grüner Husaren eröffnete den Zug. Ihr folgte der König mit seinem Bruder Heinrich und einem ansehnlichen Gesolge von Generalen. Kaum hatten ihn die Erfurter erkannt, als ein vieltaufendstimmiges Hurra ihm entgegenfchallte. Der König, sichtbar erfreut, erwiderte den Jubelgruß mit großer Leutseligkeit und Freundlichkeit. Er trug wie immer die einfache, blaue Uniform, welche nur ein kleiner, silberner Stern auf der Brust zierte. Hinter dem König und seinen Begleitern ritt ein Dragonerregiment, dem zwei Abteilungen Husaren folgten. Den Schluß bildete ein Regiment Infanterie mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel.
Die Truppen, mit denen der König seinen Einzug gehalten hatte, wurden in der Stadt einquartiert. Die Dragouer besetzten die Torwachen und sonst noch einige Posten in der Stadt. Der König selbst verlegte sein Hauptquartier nach Ilversgehofen und nahm dortselbst im Bechmann'schen Hanse Wobnnug (Alte Fritz-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Heinrich Heinrich